Samstag, 8. August 2015

Kindergarten und Grundschule 1994 - 1998

Man kann mit Sicherheit sagen, dass ich aus guten Verhältnissen komme. Mein Vater arbeitete bei Volkswagen, meine Mutter arbeitete auf einer Bank. Meine Schwester und ich waren fast im gleichen alter. Ich ging gerade erst in den Kindergarten, während meine Schwester schon die Grundschule besuchte.

Wir lebten im wunderschönen kurhessischen Bergland bei Kassel, in einen kleinen Dorf namens Habichtswald. Das Dorf war von Wäldern und Bergen umgeben, und lag in einer Talsenke. Beschaulich lag meine Heimat 

Dies sind meine ersten Erinnerungen, die nicht gleich die besten sind. Zwar war meine Existenz damals gesichert, dennoch war es eher ein kaltes und raues miteinander. Schon im Kindergarten war ich nicht der beliebteste. Kinder können verdammt grausam sein, erwachsene aber um so mehr. Meine Familie hatte Geld, doch gab dieses nie für uns Kinder aus. Wir hatten nur wenige, meist sehr verbrauchte Spielsachen. Seltsamerweise war aber für unsere zwei Hunde immer genügend Geld da. 

Kinder werden im allgemeinen sehr sehr schnell auf solche Verhältnisse aufmerksam. Von klein auf schon ein Außenseiter zu sein, ist alles andere als förderlich. Noch heute höre ich die Stimmen in meinen Kopf;
 
>>Schau dir mal den an, mir dem möchte ich nicht spielen.<<
>>Du riechst nach Pups<< 

Es gab wirklich nur wenige Kinder die mit mir spielten, aber es gab sie, was die ganze Situation doch erträglicher machte. Das Wochenende war immer das Schlimmste für mich. Am Wochenende ist unser Vater immer auf Hundeschauen bzw. Hundeausstellungen gefahren.  Dafür fuhr er öfters durch die ganze Republik, was für uns als Familie ebenfalls kein großes Vergnügen war. Die Veranstaltungen dauerten meist bis tief in die Nacht oder den jungen Morgen hinein. Teilweise dauerten manche Ausstellungen mehrere Tage bzw. ein ganzes Wochenende.

Manchmal sind wir erst spätnachts nach Hause gekommen. Teilweise auch Sonntags. Mein Vater nahm überhaupt keine Rücksicht auf uns Kinder oder gar auf meine Mutter. Teilweise hatten wir nur drei bis fünf Stunden schlaf, dannach ging es gleich wieder in den Kindergarten oder in die Schule. So war der allgemeine Ablauf eines noch sehr guten Wochendes.

Erschöpft und Angeschlagen ging es am nächsten Tag weiter. Ich und meine Schwester Laura standen meistens immer total neben der Spur. Die Betreuer aus Kindergarten und Schule sorgten sich um uns, doch meine Eltern fanden immer wieder einen Weg sich hinauszureden. Hätten wir Kinder ehrlich geantwortet, so wäre unser Leben wahrscheinlich anders, vielleicht auch sogar besser verlaufen. 

Die Betreuer wussten ja nichts von überhaupt nichts, und erst recht nichts davon, wenn ein Wochenende mal schlecht verlief. Das Schlimmste war immer wenn mein gnädiger Herr Vater mal wieder was getrunken hat. Er wurde gegenüber uns Kindern emotional verletzend. Sagte oft, dass wir zu nichts taugen, dreckig wären und sowieso nur Geld kosten. Ich hasste es immer wenn ich für ihn Bier aus dem Treppenhaus holen musste. Die Erinnerungen an den Biergestank im Treppenhaus brennt noch heute in meiner Nase. 

Mein Vater lies im allgemeinen keine eigene Meinung zu. Weder uns Kindern, noch meiner Mutter räumte er dieses Recht ein. Andere Meinungen wurden meisten runter argumentiert, wenn es gut lief. Wenn es nicht gut lief neigte mein Vater auch gern mal dazu eine "Backpfeife" oder "Popovoll" zu verteilen. Die Backpfeife glich eher einem festen Schlag ins Gesicht, und der Popovoll eher einer zerschmetterung des kindlichen Gesäßes.

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